"Himmelsstürmer" ![]()
Die Vier von M. Walking On The Water lieben es Journalisten auf den Arm zu nehmen und grundlos albern zu sein. Schon so manches Mal haben sie uns schreibenden Zeitgenossen Bären aufgebunden. Daß sie allesamt ehemalige Jehovas-Zeugen seien, beispielsweise. Oder in direkter Linie von Walther von der Vogelweide abzustammen. Warum auch nicht? M. Walking On The Water waren nie nur eine Band. Am Anfang waren sie auf der Bühne mit roher Leber oder pinkelten im Kreis. Inzwischen sind sie sanft geworden und beschäftigen sich mit Astrologie und chinesischen Orakeln. "Unsere früheren Eskapaden haben wir inzwischen abgelegt. Die Musik ist immer mehr in den Vordergrund gerückt, und wir müssen nicht mehr über unsere Unfähigkeit hinwegtäuschen. Früher haben wir, wenn wir nicht mehr weiterwußten, Bananen mit einer Stichsäge zerschnitten und an das Publikum verteilt."
Doch auch wenn die Gitarre schon mal brachial daherscheppert, sind sie ihrem Folk-betonten Stil und dem klaren Bekenntnis zu deutscher Musiktradition treu geblieben: ein bißchen Proll, ein bißchen Garage, ab und zu auch mal knapp daneben aber immer mit reichlich Dampf gespielt.
Daß aber selbst der Planet Erde dieser Band manchmal ein wenig eng wird, beweist das neue Album. Der Blick geht in Richtung Weltall. "Wir haben das Jahr des Pluto", erklärt Bassist Ulrich Kisters. "Und wer sich ein wenig mit Astrologie beschäftigt, weiß, daß Pluto zwanghaft in Beschlag nimmt. Er überfällt dich, besetzt dich. Wir pressen unsere Seele in schwarzes Vinyl und kriegen dafür rauhe Mengen Geld. Von PLUTO werden wir 20 - 30.000 verkaufen. Das hat uns das I-Ging verraten. In prekären Lebenslagen fragen wir immer das I-Ging Zum Beispiel, ob unser Tankvorrat noch bis nach Hause reicht." Christoph
Becker | ME/Sounds 12/89 |